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13.10.21

Hochzeitspaar schneidet Torte an

MODERNE TÜRKISCHE HOCHZEIT IN DEUTSCHLAND: TÜRKISCHE HOCHZEITSBRÄUCHE IM ÜBERBLICK

13.10.2021

In der türkischen Kultur ist die Eheschließung ein ganz besonderes Ereignis, das jedoch nicht nur persönlich, sondern auch gesellschaftlich von hoher Wichtigkeit ist. Viele der in ihrer Bedeutung tief verwurzelten Hochzeitsbräuche und Traditionen sind dabei auch für eine moderne deutsch-türkische Hochzeit von Interesse.

 

 

Die türkische Verlobung

Kιz isteme: um die Hand anhalten

Die türkische Hochzeit ist um die Familie als Institution herum aufgebaut, und das zeigt sich von Anfang an. Der Tradition nach lernen sich die Familien zunächst untereinander kennen, bevor die Familie des Bräutigams den Eltern der Braut einen sogenannten Bewilligungsbesuch abstattet – um im Namen Allahs und des Propheten um die Hand der Tochter anzuhalten. Die Gäste bringen Süßigkeiten mit und werden von der künftigen Braut mit Kaffee bewirtet. Ihrem Ehemann in spe soll sie dabei einen Streich spielen, indem sie seinen Mokka mit Salz versetzt. Trinkt er, ohne mit der Wimper zu zucken, soll es auf seinen edlen Charakter hinweisen.

Historisch gesehen, hat das „um die Hand Anhalten“-Ritual seinen Ursprung in Zeiten, in denen die Ehen durch die Familien arrangiert wurden. Da jedoch die meisten türkischen Paare in Deutschland selbst zusammen finden, zelebrieren diese das Kız isteme bewusst als Tradition und aus Respekt der Familie gegenüber.

Söz kesme: das Versprechen

Auf Kız isteme folgt für die traditionsbewussteren Familien erneut eine Zusammenkunft im engeren Kreis. Dabei wird es ein wenig feierlicher. Das künftige Brautpaar hat sich inzwischen seine Verlobungsringe ausgesucht, die man mit einem roten Band zusammengebunden hat. Beim Söz kesme (zu Deutsch „das Versprechen“) darf das Familienoberhaupt der Brautfamilie dieses rote Band zerschneiden und die Ringe an die Finger der Brautleute stecken.

Nişan: die Verlobungsfeier

Während die klassische türkische Hochzeit eher groß gefeiert wird, kann man die türkische Verlobungsfeier, zu der „nur“ 20-200 Gäste geladen werden, mit einer durchschnittlichen deutschen Hochzeitsfeier vergleichen. Die Braut trägt dabei ein sehr festliches, aber noch kein weißes Kleid.

Die Verlobungsfeier wird übrigens von der Brautfamilie ausgerichtet. Traditionell gehört dazu auch ein Geschenkpaket an den Bräutigam.

Braut mit Henna Bemalung an der Hand, die an einem Blumenstrauß riecht.

Kina gecesi: die Henna-Nacht

Mit der Henna-Nacht kina gecesi wird es in der ansonsten fröhlichen Vermählungszeit zum ersten Mal melancholisch. Obwohl Henna als Glückssymbol gilt, verabschiedet sich die künftige Braut bei dieser Zeremonie von ihrem Elternhaus – und soll das Ende dieses Lebensabschnitts angemessen beweinen.

Die Braut trägt während der Henna-Nacht das sogenannte Bindallı, eine traditionelle rote Tracht, sowie einen roten Schleier, der ihre Tränen verbergen soll. Manche Bräute entscheiden sich aber auch für ein rotes Abendkleid. Um die Braut zum Weinen zu bringen, singen ihre Freundinnen traurige „Henna-Lieder“, kina türküleri. Der Höhepunkt des Abends ist die rituelle Hennabemalung der Handflächen und manchmal der Füße der Braut. Es gibt den Brauch, dass die künftige Schwiegermutter der Braut ein Goldstück geben muss, damit diese die Hände öffnet und bemalen lässt. In einigen Regionen nahm auch der Bräutigam teil, musste das Fest aber nach einem gemeinsamen Tanz mit der Braut wieder verlassen.

Die standesamtliche und die islamische Trauung

Einige Tage, manchmal auch Monate vor der Hochzeitsfeier findet die standesamtliche Trauung statt; erst hier werden die Trauringe getauscht. In Deutschland lebende Paare, die im Besitz der türkischen Staatsbürgerschaft sind, können sich in einer türkischen Botschaft oder in einem türkischen Generalkonsulat trauen lassen.

Nach der standesamtlichen kann die islamische Trauung durch einen Imam vollzogen werden. Die islamische Trauung (Imam nikâhi) hat keine amtliche Funktion, jedoch eine große symbolische Bedeutung für muslimische Familien und geht mit eigenen Regeln und Traditionen einher. Eine davon ist beispielsweise die vertragliche Festlegung des sogenannten Mehir, eines Wertgeschenkes an die Braut, das sie finanziell absichern soll

Die deutsch-türkische Hochzeit: Der Hochzeitstag

Der Morgen des großen Tages

Am Morgen des Hochzeitstages findet sich die Braut, meist von ihren engsten Freundinnen und weiblichen Familienmitgliedern begleitet, in einem Friseur- oder Beautysalon ein. Für Ihr aufwändiges Styling nimmt sie sich Zeit, denn der Look muss zu ihrem meistens sehr ausladenden, reich verzierten Brautkleid passen. Am Ende des Stylings schreibt die Braut noch die Namen ihrer ledigen Freundinnen auf die Sohlen der Brautschuhe – wessen Name am Ende des Abends nicht mehr zu lesen ist, gilt nämlich als die nächste Glückliche. Auch das in der Henna-Nacht von der Schwiegermutter erhaltene Goldstück kommt traditionsgemäß als Glücksbringer in den Brautschuh.

Währenddessen genießt der Bräutigam seine traditionelle Rasur, den Damat traşı. So wie die Braut auch, wird er dabei von den engsten Freunden begleitet, sowie von seinem Sağdıç, dessen Rolle mit der eines eheerfahrenen und die Abläufe des Tages kontrollierenden Trauzeugen gleichzusetzen wäre. Am Ende der mit Musik und Scherzen recht festlich gehaltenen Rasurzeremonie wird der Bräutigam für die Hochzeit eingekleidet. Zusammen mit der Familie geht es zum Haus der Brauteltern.

Gelin alma: die Braut abholen

Die Abholung der Braut wird traditionellerweise musikalisch untermalt. In Ostanatolien ertönten dazu früher die Klänge von Davul und Zurna (Pauke und Oboe), in Nordostanatolien die von einem Kemençe genannten Streichinstrument.

Um Einlass ins Haus der Brauteltern zu bekommen, muss der Bräutigam ein Geschenk an die Brautfamilie überreichen. Bevor die Braut aber aufbrechen darf, bindet ihr Vater ihr ein rotes Band um ihre Taille, das sogenannte Gayret Kemeri (Fleißgürtel). Ein wenig Wehklagen der Eltern über den Abschied von der Tochter gehört natürlich dazu, und hier hat der Vater die Möglichkeit, sich beim Verknoten etwas Zeit zu lassen. Am Ende des Bandes hängt oft ein kleines Geldstück, sozusagen das letzte Taschengeld des Vaters. Entgegen der landläufigen Meinung steht das rote Band weniger für die Jungfräulichkeit der Braut und mehr für ihren Fleiß. Darüber hinaus verheißt es als Glücksfarbe eine harmonische Ehe.

Wenn sich dann das Brautpaar und der sie begleitende Hochzeitszug schließlich auf den Weg zur Festlocation aufmacht, darf dem Brauch entsprechend nicht derselbe Weg gefahren werden, der zur Braut hin geführt hatte. Also mündet die Fahrt in einer echten Stadttour, bei der der Hochzeitskorso dem dekorierten Hochzeitsauto folgt.

Die Hochzeitsfeier beginnt

Während eine „typische“ türkische Hochzeit früher schon mal mehrere tausend Gäste verzeichnete, schrumpfte diese Zahl mit der Zeit. Dennoch kann man auch heute mit mehreren hundert Gästen rechnen.

Empfangen werden die Hochzeitsgäste von den Brautpaareltern mit Kolonya und Seker (Kölnisch Wasser und Süßigkeiten). Das Brautpaar selbst lässt sich währenddessen noch vom Hochzeitsfotografen ablichten. Es stößt später dazu und eröffnet die Feier – oft mit einer nachgestellten Trauung und immer mit dem Hochzeitstanz.

Paar, welches eng umschlungen vor einer schönen Kulisse mit vielen Heißluftballons steht.

Taki: die Hochzeitsgeschenke

Dezente Geschenktische? Nicht bei einer Hochzeit auf Türkisch! Das Beschenken des Brautpaares wird in Szene gesetzt. Geld, Schmuck, Reisen – Geiz ist nicht angesagt. Alle Gäste stellen sich in eine Schlange, um das Paar nacheinander zu beschenken, wobei ihre Gaben laut verkündet werden. Schmuckstücke werden den Brautleuten dabei direkt angelegt. Erst nach dieser sehr feierlichen Geschenkübergabe wird die Hochzeitstorte serviert und angeschnitten.

Im Anschluss an die Hochzeitstorte verabschiedet sich das Brautpaar dann mit einem letzten Tanz von den Gästen.

Wie viel kann eine türkische Hochzeit kosten?

Während die Verlobungsfeier – durchschnittlich etwa 5.000 bis 15.000 Euro – von der Brautfamilie ausgerichtet wird, bezahlen die Eltern des Bräutigams die Hochzeit. Je nachdem, ob 200 oder 2.000 Gäste zusammenkommen, ändert sich das Budget. Ein Betrag um die 15.000 bis 25.000 Euro ist nicht selten: die Location und die Ausstattung der Brautleute sind insgesamt recht kostspielig. Beim Menü setzt man dafür auf eher einfache Gerichte wie Hühnchen, Reis, Salat oder Grillgemüse. Den Traditionen zufolge gibt es zudem meistens keinen Alkohol.

Ganz traditionell oder ganz individuell: Das Paar entscheidet

In Deutschland lebende türkische oder deutsch-türkische Brautpaare können bei ihrer Hochzeitsplanung je nach Wunsch eine ganz traditionelle oder eine freie Trauung wählen. Im Mittelpunkt stehen schließlich immer die Liebe und gemeinsame Zukunft des Brautpaares, die bei einem bewegenden Fest zelebriert werden.